Liebe Leserinnen und Leser,
Erinnerungen haben es an sich, dass sie oftmals etwas verklärt sind. In der Regel erinnern wir uns vor allem an an die guten Dinge, die schlechten landen irgendwo in einem Speicher im Gehirn, der nur ganz selten angeklickt wird. Das haben Wissenschaftler bewiesen. Wie auch immer, die lebhafte und seit Tagen anhaltende Debatte um das Leben im Sperrgebiet in und um Dassow zeigt, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen sind. Nach einem ersten Beitrag, in dem es in einem Halbsatz hieß, dass nur Alte und Alkoholiker nach dem Mauerbau im Sperrgebiet übrig geblieben seien, gab es den ersten Aufschrei. Daraufhin gab es den zweiten Artikel. In dem Menschen aus Dassow beschreiben, wie sie die Zeit bis vor 32 Jahren empfanden. Einig sind sie sich unter anderem darin, dass sie sich nicht eingesperrt gefühlt hätten. Ja, es sei ein anderes Leben gewesen als in der übrigen DDR. Die Überwachung und Sicherung der Grenze war allgegenwärtig, doch die meisten Bewohner hatten sich mit der Situation arrangiert. Und in der Erinnerung tauchen das Schwimmbad für Dassow – weil sie ja nicht mehr im See baden durften - auf sowie die bessere Versorgungslage in den Läden. Andere wiederum erinnern sich noch gut an Mauer und Stacheldraht, an Kontrollen, Schlagbäume und die Tatsache, dass Menschen starben an dieser Grenze. Ich denke, dass die Debatte zeigt, wie wichtig es ist, sich mit allen Facetten auseinanderzusetzen. Mit dem Umstand, dass die Menschen im Sperrgebiet weitegehend unter sich waren ebenso wie mit den Bildern der Mauer, die direkt an der Straße verlief.
Apropos kontroverse Diskussion: Ob Amazon an der A 20 zwischen Upahl und Grevesmühlen ein Logistikzentrum baut oder nicht, spaltet die Gemüter in der Region. Unternehmer Jörg Bolz, der 160 Männer und Frauen in seinem Reinigungsunternehmen beschäftigt, fürchtet einen ungleichen Kampf um die wenigen Arbeitskräfte in der Region. Thomas Krohn, Busunternehmer und Fahrlehrer hingegen sieht die Ansiedlung als Chance, die Region zu entwickeln. Wer am Ende recht behalten wird, das wird die Zukunft zeigen. Amazon hat die Entscheidung über den Bau des Logistikzentrums seit März immer wieder verschoben, aktuell soll es im November eine Aussage geben. Warten wir‘s ab.
Zeit zum Abwarten hat das Amt Klützer Winkel schon längst nicht mehr. Die Personaldecke dort ist dünn. Jetzt hat auch der Amtsvorsteher das Handtuch geworfen, fast jede vierte Stelle ist nicht besetzt. Seit Jahren wachsen die Probleme. Eine Lösung? Vorerst nicht in Sicht.
In diesem Sinne wünscht ihnen ein schönes Herbstwochenende